Ende September war es wieder soweit: Nach einigen Monaten in Deutschland wollte ich meinen Taifun-Motorsegler, Kennzeichen D-KJTN, wieder nach Frankreich zu meinem Partner Michael fliegen. Am 25.9 hatte ich noch etwas auf der Arbeit zu erledigen, am 26.9 aber war ich dann aber schon nach Biberach/Riss unterwegs, wo die TN ja in der dortigen Segelflugwerkstatt ihren Sommerstellplatz hat.
Am 27.9 ging es dann los, allerdings erst gegen Mittag, weil vorher noch etwas störender Nebel über der Hochrheingegend lag. Das Wetter war wunderbar, lediglich im Norden der Schweiz musste ich vielleicht 20km zwischen einer Wolkenschicht/Hochnebel mit Obergrenze um 2300 ft MSL und der Züricher Luftraum-Charlie-Untergrenze in 3000 ft fliegen, was ein wenig unangenehm ist (wie beim Nachtflug stellt sich die Frage: Was mache ich bei Motorausfall?). Danach lief aber alles prima und ich landete um 13:40 Uhr in Annemasse (LFLI) am Genfer See.
Nach einer kurzen Verschnaufspause flog ich dann weiter nach Toulouse-Labordes (LFCL), wo ich die TN parkte und wusch. Etwas später wurde ich dann von Michael abgeholt, der ja mit seiner französischen Frau und Tochter in Toulouse lebt. Wir lieferten mein Gepäck bei ihm zu Hause ab und gingen dann noch mit seinem Freund Steffen zum Pizzaessen in die Stadt.
In früheren Jahren war es so, dass ich ziemlich bald nach so einem Überführungsflug wieder mit Linie nach Hause flog. Diesmal hatten wir aber Anderes geplant: Das Wetter war herrlich, mein Rückflug war auf den 2.10. gebucht, und wir wollten in den folgenden Tagen einen kleinen Ausflug nach Spanien machen! Und tatsächlich starteten wir gleich am folgenden Tag (Donnerstag, 28.9), wieder gegen Mittag, und flogen um Toulouse herum über die Pyrenäen (ein wenig half uns die Thermik dabei, obwohl wir ja von Norden her kamen) und dann nach Fuentemilanos (LEFM). Dieser Flugplatz liegt nordwestlich Madrid und ist vermutlich einigen als spanisches Segelflugparadies ein Begriff. Wir hatten beim Flug allerdings ordentlich Gegenwind, so dass wir dort erst gegen vier Uhr nachmittags ankamen. Nichtsdestoweniger hatten wir doch noch Zeit, um uns in der nahegelegenen Stadt Segovia umzuschauen, wo wir auch übernachteten. Wir besichtigten das Schloss (Alcatraz) und ein phantastisch erhaltenes Aquädukt, abends nahmen wir noch ein besonders zubereitetes Spanferkel mit sehr zartem Fleisch und dünner harter Kruste zu uns.
Am nächsten Morgen (Freitag, 29.9) besichtigten wir noch den Dom in Segovia, dann ging es zurück zum Flugplatz Fuentemilanos (Taxis sind übrigens viel billiger in Spanien als bei uns). Von dort flogen wieder ein kleines Stückchen nach Osten zurück zu einem Flugplatz namens Robledillo (LERM), nordöstlich von Madrid. Dort trafen wir uns mit einem anderen Taifun-Piloten, Peter, den ich von einer Taifun-Mailingliste her kannte und dessen Taifun in Robledillo steht. Er hat uns zum Mittagessen ins Flugplatzrestaurant eingeladen, und wir haben uns sehr interessant unterhalten. Alles zu berichten würde den Rahmen sprengen, so dass ich nur erwähnen will, dass das Wetter in Spanien tatsächlich so gut ist, dass er mit seiner Taifun zum weit überwiegenden Anteil segelt.
Er hat uns dann als nächstes Ziel den direkt am Mittelmeer (nordöstlich Valencia) gelegenen Flugplatz Castellon De La Plana (LECN) empfohlen und dazu auch noch einen Freund, der dort ein Appartement besitzt und vermietet. Daher flogen wir nach dem Mittagessen weiter nach Castellon. Der Flug dauerte etwas über zwei Stunden, wobei wir aber auch ein wenig Thermik unter Cumuli ausgekurbelt haben (fast bis auf 4000 Meter NN). In Castellon wurden wir von Peters Freund abgeholt und erhielten den Schlüssel zu einem großen und schönen Appartment, das sich sowohl nahe am Meer als auch nahe am Flugplatz befand. Ein schönes Bad im Mittelmeer und ein Fischessen mit Wein rundeten den Tag schön ab.
Am nächsten Tag (Samstag, 30.9) flogen wir dann zurück nach Frankreich, und zwar nach St. Girons-Antichan (LFCG), am nördlichen Rand der (sich in Ost-West-Richtung erstreckenden) Pyrenäen, wo die TN ihr zweites Zuhause hat. Wir starteten kurz nach 11 Uhr und kamen kurz vor 14 Uhr an. Leider war die Luftmasse ziemlich stabil, so dass uns die Thermik nicht besonders bei der Pyrenäenüberquerung half. In St. Girons haben wir dann die Taifun gewaschen und abgebaut. Danach haben wir noch einen Kaffee getrunken und wurden dann von einem Segelflieger nach Toulouse mit zurück genommen. Dieser Segelflieger war übrigens kein ganz Unbekannter, sondern Carl Audissou, ein Wellenspezialist, dem zwei Wochen vorher dieser krasse Flug über 1620 km gelungen war. (Für solche Flüge ist es wohl unbedingt erforderlich, sich mit der Flugsicherung gut zu verstehen, denn sie spielen sich zu großen Teilen im IFR-Luftraum ab.)
Am Sonntag haben wir dann in Toulouse-Zentrum Zutaten eingekauft und am Abend bei Michael gegrillt. Und am Montag, den 2.10, flog ich dann mit Linienflug nach Nürnberg zurück. Mein aufgegebenes Gepäck kam allerdings erst einen Tag nach mir an...
Insgesamt waren es sechs eindrucksvolle Tage, bei denen ich in den ersten vier Tagen über 2000 km mit der TN geflogen bin. Zu Spanien ist zu sagen, dass das Landesinnere recht hochgelegen ist (Segovia beispielsweise auf 1000m über NN) und die Landschaft dort sehr trocken aussieht. Die Flugsicherung war an uns uninteressiert; da die Frequenzen auch von IFR-Fliegern genutzt werden, hatten die auch ohne uns genug zu tun. Beim Durchflug durch einen Luftraum Charlie von Zaragoza erhielten wir beispielsweise nur einen Transpondercode und haben dann nie mehr etwas vom Controller gehört. Und Madrid-Control hat nicht einmal auf unsere Meldungen reagiert, vielleicht war allerdings auch nur der Empfang zu schlecht. Wir sind dann eben so weitergeflogen...
Für mich waren diese Tage jedenfalls ein schöner Ausklang des Flugjahres. Mein Fazit: Europa ist schön und groß, viele Länder wollen erkundet werden! Guten Flug uns allen!